Zum Inhalt springen
Fotostrecke

Komödie „We Want Sex“: Mit aller Macht

Foto: TOBIS Film

Kinokomödie "We Want Sex" Mit einem Lächeln auf die Barrikaden

Nigel Cole erzählt in "We Want Sex" die wahre und sehr sympathische Geschichte einer Gruppe britischer Arbeiterinnen, die sich nicht damit abfinden mochten, weniger zu verdienen als ihre männlichen Kollegen.

Ford

Manche Filme muss man einfach gernhaben, und dieser hier macht es einem besonders leicht. Schon des Themas wegen: Im Jahr 1968 haben die schwer schuftenden Autositze-Näherinnen des -Werks im britischen Dagenham die Nase voll von jahrelanger Ausbeutung und verlangen einen gerechten Lohn für ihre Arbeit - so viel eben, wie ihre männlichen Kollegen schon lange verdienen. Sonst: Streik.

Mit der nur anfangs schüchternen Rita (Sally Hawkins) an der Spitze lehnen sie sich auf gegen das vermeintlich übermächtige Management. Aber auch gegen die Gewerkschaft, der nur die Männer wichtig sind. Gegen ihre Ehemänner, die ihre eigenen Jobs durch den Arbeitskampf der Frauen bedroht sehen. Gegen die Regierung, die Ford unbedingt bei Laune halten möchte. Alle unterschätzen die Willenskraft und das Durchhaltevermögen dieser Frauen, und alle werden sich noch wundern. Der edle Kampf für ein bisschen Gerechtigkeit - das Kino liebt solche Geschichten.

Man muss sie aber auch zu erzählen wissen, und im Fall von "We Want Sex" (vergessen wir für einen Moment den unschönen und irreführenden Titel für den nichtenglischsprachigen Markt - im Original heißt der Film "Made in Dagenham") ist mit dem Regisseur Nigel Cole ein verdienter Experte am Werk, der sich auskennt mit dem richtigen Maß an Drama, Erbauung und Komödie. Mit "Kalender Girls" hat er 2003 einen ganz ähnlichen Film gemacht, in dem - ebenfalls nach einer wahren Geschichte - ein paar reife, sehr normale englische Frauen um Helen Mirren für einen Nacktkalender Modell stehen, um Geld für das örtliche Krankenhaus zu sammeln. Das war nicht die ganz große Kunst, aber sehr rührend, sehr liebenswert und sehr kurzweilig. Alles, was "We Want Sex" jetzt auch ist.

Männer sind nur ärgerliche Hindernisse

Dass das so gut funktioniert, hat auch diesmal mit der hervorragenden Besetzung zu tun. Sally Hawkins, seit Mike Leighs "Happy-Go-Lucky" eine Ikone des gutherzigen Optimismus, macht es sich von der ersten Minute an als freundliche Lieblingskollegin im Zuschauerherz gemütlich und wandelt sich ganz langsam zur glaubhaften Aufrührerin, die große inspirierende Reden schwingt und letztlich sogar Arbeitsministerin Barbara Castle (souverän umwerfend: Miranda Richardson) von ihrer Sache zu überzeugen versteht, mit aller Macht.

Die ganze Kolleginnentruppe (darunter Andrea Riseborough und Jaime Winstone) ist ein geschickt zusammengewürfeltes Ensemble von nicht sehr realistischen, aber liebenswerten Proto-Charakteren (das Möchtegern-Model, die erschöpfte Veteranin usw.), das einen schnell auf seiner Seite hat. Männer sind höchstens Randfiguren oder ärgerliche Hindernisse. Nur Bob Hoskins darf als einziger Gewerkschafter mit Herz ein paar Publikumspunkte sammeln, sonst gehört dieser Film den Frauen - und nur denen.

Recht so. Es gibt diverse Klischees und keine großen Überraschungen in "We Want Sex", jeder weiß von Anfang an, dass am Ende das Gute siegen wird. Dazwischen muss man als Zuschauern nur lachen, weinen und mitfiebern. Es ist eine Freude.


We Want Sex. Regie: Nigel Cole. Mit Sally Hawkins, Bob Hoskins, Andrea Riseborough, Jaime Winstone. Start: 13.1.