Parlamentskorrespondenz Nr. 1243 vom 10.11.2021

Zukunftsweisende Blickwinkel auf Partizipation und Repräsentation

Zuerkennung des Wissenschaftspreises 2021 der Margaretha Lupac-Stiftung

Wien (PK) - Der Wissenschaftspreis 2021 geht zu gleichen Teilen jeweils für das bisherige wissenschaftliche Gesamtwerk an die Politologen Ulrich Brand und Johannes Pollak sowie an den Juristen Thomas Olechowski. Das Kuratorium der Stiftung folgte in seiner Sitzung vom 7. Oktober 2021 einstimmig den Vorschlägen der Jury.

Erneut hob der Kuratoriumsvorsitzende, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, die Vielfalt und Qualität der eingereichten Arbeiten hervor. Die drei ausgezeichneten Wissenschafter stellen aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven alle mit kritisch-wachem Blick das große Thema der notwendigen steten Arbeit an der und für die Demokratie in den Mittelpunkt.

Globalisierung und Nachhaltigkeit

Ulrich Brand ist Professor am Institut für Politikwissenschaft an der Universität Wien. Er hat wichtige Beiträge zu den Grenzen der bestehenden Demokratie erbracht. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage wie man demokratisch-parlamentarische Strukturen und Prozesse auch in Österreich trotz Globalisierung und ökologischer Krise bewahren, schützen und stärken könnte. Dass und wie demokratische Institutionen thematisch und in Bezug auf Partizipation geöffnet werden müssen, um ein nachhaltiges Wohlstandsmodell zu schaffen, steht im Mittelpunkt seiner Forschungen.

Demokratie und Europäische Integration

Johannes Pollak ist Rektor der Webster Vienna Private University und Vorsitzender des Vorstands für Europäische Politik in Berlin. Er beschäftigt sich seit nunmehr drei Jahrzehnten mit den Themen Demokratie und Europäische Integrationsforschung. Seine Beiträge sind wichtige Beiträge zur politischen Theorie, wobei es ihm sehr einlässlich gelingt, politische Theorie mit der Praxis zu kombinieren. 2019 kommt er z.B. in einem mit Katrin Auel publizierten Beitrag zur ernüchternden Conclusio, dass die Kontrollfunktion von Parlamenten schwach ausgeprägt ist, allerdings versucht wird, diese Schwäche mit einer verstärkten Öffentlichkeitskommunikation zu kompensieren.

Der Einfluss Hans Kelsens

Thomas Olechowski ist Professor für Rechtsgeschichte an der Universität Wien, wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Geschäftsführer des Hans-Kelsen-Instituts. 2020 konnte er das mehr als zehnjährige Projekt einer historisch akkuraten und quellenkritischen Biographie Hans Kelsens fertigstellen und veröffentlichen. Dieses epochal anmutende Werk beschäftigt sich auch mit den Themen Demokratie und Parlamentarismus in Kelsens Werken, der als "Architekt" der österreichischen Bundesverfassung gilt .

Der Wissenschaftspreis 2021 geht damit erneut an Wissenschafter, die sich aus unterschiedlichen Fachbereichen kommend eingehend mit wichtigen Aspekten von Demokratie und Parlamentarismus auseinandersetzen und so Handlungsperspektiven aufzeigen. Insbesondere gilt diese für die regionale als auch globale Ebene – verknüpft mit einem kritischen wie auch zukunftsweisenden Blick auf die Ebenen der Partizipation und Repräsentation wie auch parlamentarische und zivilgesellschaftliche AkteurInnen. Nicht zuletzt steht das Werk Thomas Olechowskis für eine historische Perspektive, die das heutige Handeln fundieren und bereichern will.

Pandemiebedingt wird der Wissenschaftspreis 2021 gemeinsam mit dem Demokratiepreis 2020 erst im Frühjahr 2022 im Rahmen eines Festaktes im Parlament verliehen.

Margaretha Lupac-Stiftung für Parlamentarismus und Demokratie

Die 1999 verstorbene Margaretha Lupac hat dem Parlament für eine gemeinnützige Stiftung insgesamt € 1,5 Mio. hinterlassen. Daraus werden seit 2004 alternierend ein Demokratie- und ein Wissenschaftspreis des Parlaments finanziert, der mit jeweils € 21.000 dotiert ist. Ausgezeichnet werden Arbeiten, die das Verständnis für die Grundlagen, die Funktionsweise und die Grundwerte der österreichischen Republik fördern und die dazu beitragen, die Bedeutung von Toleranz im Diskurs über Fragen der Politik, Kunst und gesellschaftlichen Entwicklungen zu vermitteln. (Schluss) red