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Newsmeldung

Albert Camus - ein Philosoph wider Willen? Zur Geschichte und Gegenwart seines Denkens

Das Institut für Philosophie lädt ein zur Ringvorlesung "Albert Camus - ein Philosoph wider Willen? Zur Geschichte und Gegenwart seines Denkens", zu der wir in diesem Sommersemester zahlreiche renommierte Gastvortragende begrüßen dürfen. Die Veranstaltung findet rein digital und live zu angegebener Zeit statt. Der Meeting-Link wird an alle über das Studierendenportal angemeldeten Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Woche vor Veranstaltungsbeginn kommuniziert. Alle Interessierten, die sich nicht über das Portal anmelden können, wenden sich bitte per Mail an beide Organisatoren. Organisiert wird die Veranstaltung gemeinsam von Dennis Sölch und Oliver Victor.

Albert Camus zählt unumstritten zu den großen Intellektuellen der europäischen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Seine berühmten Romane wie Der Fremde oder Die Pest sind fester Bestandteil des Kanons der Weltliteratur. Weitaus uneindeutiger und ungeklärter ist sein Verhältnis zur und sein Stellenwert innerhalb der Philosophie. Ob Camus ein Philosoph sei, wird nicht nur in der Forschung kontrovers diskutiert, vielmehr hatte Camus selbst Zeit seines Lebens ein ambivalentes Verhältnis zur Philosophie – zumindest als einer akademischen Disziplin. Aufgrund seines Studiums zwar de facto Philosoph, finden sich bei ihm dennoch widersprüchliche Aussagen, in denen er sich bisweilen als Philosoph, mitunter aber auch expressis verbis als Nicht-Philosoph bezeichnet. Seine Abneigung gegenüber der Philosophie hat ihren Ursprung in einer gewissen Intellektualismus- und Vernunftkritik, die sich vor allem in seiner Kritik an der Systemphilosophie idealistischer Schulen äußert. Flankiert wird seine kritische Distanz zur Philosophie als Fachdisziplin darüber hinaus von seinem mindestens ebenso zwiespältigen Verhältnis zum Existenzialismus als einer philosophischen Strömung, an dem der Streit mit Sartre nach Erscheinen von Der Mensch in der Revolte einen wesentlichen Anteil hat.

Dass Camus folglich nur schwer als ein Philosoph im klassisch-akademischen Sinne typisiert werden kann, scheint indes konsensfähig zu sein. So hatte er nie eine akademische Position inne, verfasste keine klassischen Abhandlungen oder Traktate und seine vermeintlich primär philosophischen Werke, wie beispielsweise Der Mythos des Sisyphos, halten strenger Kriterien wissenschaftlicher Philosophie wohl kaum stand. Zugleich legen Aussagen wie „[M]an denkt nur in Bildern. Wenn du Philosoph sein willst, schreib Romane” nahe, dass Camus sich selbst zumindest in einem bestimmten Sinne durchaus als Philosoph zu verstehen scheint. Welches Philosophieverständnis legt Camus seinem Œuvre zugrunde? Wird er dadurch etwa zu einem Philosophen wider Willen?

Vor diesem Hintergrund widmet sich die Ringvorlesung zum einen Camusʼ eigenes Verhältnis zur Philosophie, wobei philosophiehistorische Aspekte hinsichtlich der Ursprünge seines Denkens ebenso Berücksichtigung finden wie systematische Leitfragen nach dem Wechselverhältnis von Philosophie und Literatur im Binnenbereich seines Gesamtwerks. Ist Camus primär Philosoph oder Literat? Wer sind Camusʼ geschichtliche Referenzfiguren und inwiefern können diese uns Aufschluss über seinen eigenen Philosophiebegriff geben? Zum anderen soll im Rahmen der Vorlesungsreihe die Frage nach der Bedeutung seines Denkens für die Geschichte der Philosophie, aber auch nach seiner Relevanz für gegenwärtige philosophische Debatten zur Sprache kommen. Dass der Romancier Camus sich weiterhin großer Beliebtheit erfreut, zeigt allein die Tatsache, dass Die Pest im Zuge der Corona-Pandemie wieder zum Bestseller aufstieg. Aber wie steht es um den Philosophen Camus? Nicht zuletzt das 70-jährige Jubiläum des Erscheinens der Erstausgabe von Der Mensch in der Revolte in diesem Jahr scheint ein willkommener Anlass zu sein, sich diesen und weiteren Fragen aus heutiger Perspektive erneut anzunehmen.

Expertinnen und Experten der Camus-Forschung werden im Laufe des Semesters ihre Ansätze zu diesen Fragestellungen präsentieren. Im Anschluss an die Vorträge besteht jeweils die Möglichkeit zur ausführlichen Diskussion.

Kategorie/n: Veranstaltungen, Philosophie, Aus den Instituten
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