Jugendliche beugen sich über ein Smartphone, App youbeon ist zu sehen
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Forschung

App-Projekt spürt religiöser Jugend nach

Mit den realen wie digitalen Lebenswelten religiöser junger Menschen setzt sich das Forschungsprojekt youbeon (Young Believers Online) auseinander. Eine App soll dabei helfen, Erfahrungen und Zugehörigkeitsgefühl Jugendlicher im städtischen Raum zu erfassen.

Wie junge religiöse Menschen in Wien Zugehörigkeit im Alltag und auf Social Media verhandeln, untersucht die Politik- und Religionswissenschaftlerin Astrid Mattes für das Institut für Stadt- und Regionalforschung an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Die Ergebnisse ihrer Forschung fließen in eine App ein. Damit sollen die vielfältigen Zugehörigkeitswelten – ob physisch in der Stadt oder digital auf Social Media – der Jugendlichen sichtbar gemacht werden, sagte Mattes im Gespräch mit religion.ORF.at. Dazu würden Interviews mit religiösen Instagramnutzerinnen und -nutzern aus Wien gemacht. Entstehen soll so eine digitale Landkarte, die das Zusammenspiel von städtischem Raum, religiöser Vielfalt und der digitalen Welt für alle erfahrbar macht.

Ein Mann markiert etwas auf einer Karte, Projekt youbeon
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Projekt youbeon: Das Zusammenspiel von städtischem Raum, religiöser Vielfalt und der digitalen Welt erfahrbar machen

Jugendliche aus Wien interviewt

Dazu würden etwa 40 Jugendliche aus Wien interviewt. „Wir laden junge Leute aus einem breiten Spektrum ein, katholische, orthodoxe, jüdische, muslimische, Sikhs und andere“, so Projektleiterin Mattes. Die aus den Interviews gewonnenen Daten würden anonymisiert.

Die Idee sei, festzustellen, ob es zwischen diesen Jugendlichen mit unterschiedlichen Religionszugehörigkeiten Gemeinsames gebe, Themen, die vielen oder allen wichtig sind. Hier kristallisiere sich zum Beispiel der Themenkomplex Umweltschutz und Nachhaltigkeit heraus, der sich durch die Gruppen ziehe.

Die Auswertung der Informationen erfolgt auf vier Ebenen: erstens Themen und Ideen, wie etwa auch Geschlechterbeziehungen, zweitens Social Media (hier vor allem Instagram), drittens die Religion und viertens die Stadt. Hierbei geht es um für alle oder viele Teilnehmende wichtige Orte, und zwar neben Orten der Religionsausübung wie Kirchen und Moscheen auch um öffentliche Plätze, etwa die Innenstadt und der Schlosspark Schönbrunn.

Podiumsdiskussion mit „Sinnfluencer*innen“

Vorgestellt wird das Projekt Coronavirus-bedingt am Donnerstag via Livestream, im Anschluss findet eine Podiumsdiskussion mit „Sinnfluencer*innen“ statt: Bloggerin Asma Aiad, die sich mit Themen muslimischer Frauen auseinander setzt, die evangelische Pfarrerin Julia Schnizlein, der rappende Franziskaner-Mönch Sandesh Manuel und Anja Malensk, die sich in ihrem Blog mit dem Leben Wiener Jüdinnen und Juden beschäftigt. Diskutiert wird über Leben und Glauben online, Vielfalt in der Stadt und Identitätsfindung auf Instagram und Co.

Jugendliche beugen sich über ein Smartphone, App youbeon ist zu sehen
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Veranstaltungshinweis

Projektvorstellung Young Believers Online, 21. Jänner, 18.00 bis 18.30 Uhr, danach Podiumsdiskussion im Livestream, Kenncode: youbeon21

Erforschen möchte youbeon außerdem, wie religiöse junge Menschen „in der superdiversen Stadt multiple Zugehörigkeiten verhandeln“: Gemeint ist Zugehörigkeit (Belonging) sowohl im Sinn von Religionszugehörigkeit, aber auch in Bezug auf individuelle Faktoren.

Zugehörigkeit und Dialog

Oder wissenschaftlich ausgedrückt: „Wir untersuchen religiöse junge Menschen, da das Zusammentreffen der Differenzkategorien Religion, Alter und race Identifikationsprozesse herausfordert. Anstatt Identitätszuschreibungen als gegeben hinzunehmen, werden multiple Zugehörigkeiten bewusster wahrgenommen und in einen Dialog gebracht“, so ein Text auf der youbeon-Website.

Die jungen Menschen, um die es geht, sollen aber nicht nur untersucht, sondern auch aktiv in den Forschungsprozess miteingebunden werden. Gemeinsam mit ihnen wird das Team Interviewdaten und Inhalte sozialer Netzwerke analysieren und interpretieren. Ergänzt werden diese Daten durch Gruppeninterviews mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Frei verfügbare App

Dazu werde eine online frei zugängliche Applikation entwickelt, die die gesammelten Daten visualisiert, so Projektleiterin Mattes. „Die App ermöglicht es, die Daten auf virtuellen Landkarten darzustellen.“ Verbindungen zwischen städtischen Lebensräumen und Identifikationspunkten können so online erkundet werden.