ZEIT: Weil er kurz darauf in einem Interview vor "falsch verstandener Toleranz" gewarnt hat?

Lohlker: Da war es schon wieder vorbei mit dem Staatsmännischen. Wenn jetzt nach den Razzien im ganzen Land darüber geredet wird, wie wir den "politischen Islam" bekämpfen können, dann verstehen viele wieder nur "Islam". Das führt eindeutig zu Ausgrenzung. Und wenn wir Muslime weiter ausgrenzen, dann ist das für die Terrorbekämpfung eher kontraproduktiv.

ZEIT: Marginalisierung von Muslimen führt zu mehr Islamismus?

Lohlker: Auf jeden Fall. Als Kind spürst du vielleicht noch nicht, dass du als anders giltst. Als Jugendlicher bekommst du den Alltagsrassismus aber deutlich mit. Diese Abwertung, zu einer Zeit, in der du in der Pubertät bist, in der du persönliche Krisen durchlebst, die kann dich in falsche Kreise treiben. Die Diskriminierung ist ein Element, das eine wichtige Rolle für die Radikalisierung spielt. Es gibt allerdings genug andere Beispiele von Muslimen, die ausgegrenzt werden, daraus aber die Kraft ziehen, gegen diese Diskriminierung öffentlich einzutreten und dagegen zu kämpfen. Man muss also fragen: Warum radikalisieren sich diese Leute nicht? Das hat noch nie jemand untersucht, man könnte aber viel daraus lernen.